Stadtrundgang Petershagen

Station 23 - Taubstummenschule

Die Anfange der Petershäger Taubstummenschule gehen auf das Jahr 1851 zurück. Die Anstalt – zunächst in einem alten Bauernhaus links des Vethake’schen Burgmannshofes – erhält den Namen „Seminar-Taubstummenanstalt Petershagen“. Seminardirektor Friedrich Vormbaum gibt den Anstoß für die Schule, Jobst Hermann Bökenkamp, der erste Erfahrungen als Hilfslehrer einer Taubstummenanstalt in Soest gesammelt hat, verwirklicht die Einrichtung.

1851 erhält Bökenkamp seine Versetzung nach Petershagen. Von Beginn an existiert eine enge Verbindung mit dem Lehrerseminar. Der Seminardirektor Vormbaum ist auch für die Verwaltung der Taubstummenschule verantwortlich.

lm Jahre 1853 besuchen 21 Schüler die Schule.

Der Name Seminar-Taubstummenanstalt wird durch “ Provinzial-Taubstummenanstalt“ ersetzt und Jobst Hermann Bökenkamp übernimmt die alleinige Verantwortung für  Schule und Zöglinge. Neben ihm sind drei Lehrer sowie die Hilfslehrer Schwier und Heidsiek tätig.

1878 erhält Friedrich Daake, der bekannte Petershäger Heimatforscher, eine Anstellung.

1883 zerstört ein Brand das zweite Schulgebäude in der Vincke-Straße, in das man in der Zwischenzeit umgezogen war. Erst 1889 können 5 Klassenräume, die Aula, 2 Dienstwohnungen und der Turnraum wieder in dem neuen Gebäude benutzt werden. In dieser Zeit besuchen 147 Schüler die Einrichtung.

Das Jahr 1911 ist besonders zu erwähnen: Ein neuer Lehrplan sorgt für ein verändertes Konzept in der Unterrichtsgestaltung. Die Schulzeit beträgt 8 Jahre, ein Jahrgang setzt sich aus einer bis drei Gruppen zusammen. Die Schüler wohnen bei den Familien in der Stadt und finden guten Kontakt zu Gleichaltrigen. 

Die Geschichte der Petershäger Taubstummenanstalt endet am 31. März 1934. Bereits 1933 werden die Zöglinge des Petershäger lnstituts an die Taubstummenanstalt in Soest verlegt.

1934 wird in den Räumen eine Blindenanstalt eingerichtet, die 1939 von einer Lehrerbildungsanstalt abgelöst wird.

Am 1. Juni 1945 wird die Lehrerbildungsanstalt geschlossen, und Soldaten der Britischen Annee besetzen die Schule bis 1949.

Von 1949 bis 1959 ist die Amtsverwaltung in dem Gebäude untergebracht. Es schließt sich die Firma Leineweber aus Herford, die vielen Frauen in Petershagen Arbeit gibt, an.

Im Herbst 1979 wird das Gebäude abgerissen und das Diakonische Werk baut ein Altenwohnheim, das die ersten Mieter im April/Mai 1983 beziehen.

(Nach: Brey, Geschichten, 1989)

Taubstummenschule Petershagen, erbaut 1888. Abgebrochen 1979.
Die Taubstummenschule mit Blick vom Bessel'schen Burgmannshof.

Station 23 - Taubstummenschule