Stadtrundgang Petershagen

Station 05 - Kaiserliches Postamt

In der Neustadt befindet sich ein Gebäude in zentraler Lage, dessen bewegte Geschichte immer wieder zu Umnutzungen geführt hat. Der Standort brachte es mit sich, dass hier immer wieder unterschiedliche Dienstleister beheimatet waren, zuletzt die Spar- und Darlehenskasse.

1705 – Erste Erwähnung in alten Unterlagen, als in der Neustadt durch einen „schrecklichen Brand“ 112 Häuser zerstört worden waren.

1867 – Erneute Feuersbrunst, Wiederaufbau durch Eigentümer Fritz Nolte. Im rückwärtigen Gebäudeteil entstehen ein Saal, das „Altdeutsche Zimmer“, eine Waschküche (später Heißmangel) und Viehställe.

1898 – Im Gebäudetrakt zur Kirchstraße hin wird das „Kaiserliche Postamt“ eingerichtet. Hier befindet sich auch das Hotel „Zur Post“.

1910 – Fritz Nolte verkauft das Gebäude an Wilhelm Wulbrand, der den Ausspann und die Restauration in der Sackstraße weiterführt. Außerdem werden Fremdenzimmer angeboten. Auf dem Grundstück wird auch Vieh gewogen, das die Bauern zum Kauf anbieten.

1927 – Das Gebäude wird an Wilhelm Vogt verpachtet, der 1939 das „Waldhotel Deichmühle“ übernimmt. Nachfolger von Wilhelm Vogt sind August Sandmeier, W. Lange, P. Irmer und A. Fasse.

1960 – Die Spar- und Darlehnskasse Petershagen kauft das Gebäude.

Eine literarische Tradition des 19. Jahrhunderts verortet hier den „Spökenkieker Nolte“. Die amerikanische Schriftstellerin Josephine Clifford-McCrackin, die in Petershagen geboren wurde, macht ihn in einer Erzählung im Literatenkreis um Mark Twain bekannt. 

Es ist ein stadtplanerisches Ärgernis, dass noch im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts das Bauamt Umbaumaßnahmen genehmigte, die den Schutz des Denkmalumfeldes der Petrikirche nicht ausreichend berücksichtigen, z.B. durch die in das Sichtfeld der Kirchenfassade hineinragende Balkone, die auch vonseiten der örtlichen Gestaltungssatzung unterbunden werden, sowie durch Gebäudeerhöhung und Grenzbebauung. Insbesondere ist aber die Grenzbebauung zum denkmalgeschützen Volksschulgebäude in der Kirchstraße, die erst in jüngster Zeit erfolgte, ein besonders trauriges Beispiel für die Vernachlässigung denkmalpflegerischer Belange.

Redaktion Uwe Jacobsen (2020).

Station 05 - Kaiserliches Postamt