Auch der Kirchhahn hat seine Geschichte. Der erste Hahn, der anfangs Oktober 1732 auf dem soeben fertig gestellten Turm angebracht werden sollte, hat sogar einem Menschen das Leben gekostet. Der Schieferdecker N. Fismer aus Herford war bei dem Versuch, seine Dachdeckerarbeiten mit dem Anbringen des Hahnes zu beendigen, abgestürzt und so schwer verletzt worden, dass er am Abend desselben Tages starb. Als nach mehr ab 100 Jahren 1857 das Dach der Kirche repariert und auch der Turm mit Schiefer gedeckt wurde, holte man auch den alten Hahn aus luftiger Höhe herunter und ersetzte ihn durch einen neuen, dessen Vergoldung durch freiwillige Beiträge der Bürgerschaft ermöglicht wurde.

Einmal hat der Hahn allerdings seinen Posten verlassen und sich Petershagen von unten angesehen. Es war am 1. September 1874. Die Schulen rüsteten sich am Sedanstag zu einem Fackelzuge. Der Dachdeckermeister Sandvoß war gerade mit der Ausbesserung des Turmdaches beschäftigt. Da kam er auf den Gedanken, an die Stelle des Hahnes zwei Fahnen auf dem Turme anzubringen. Es wurde gerne gestattet, und am Festmorgen flatterten sie lustig von der Höhe.

Über den weiteren Verlauf berichtet die Chronik: Da erscheint Sandvoß wieder vor dem Geistlichen und fragt: „Darf ich nicht den Hahn mit Bändern und Kränzen schön schmücken und heute Nachmittag bei dem Auszuge der Schulen zur Deichmühle au einer Stange davontragen?“ Der Geistliche sagte: „Mein lieber Sandvoß, Ihr habt wohl nicht bedacht, dass der Hahn das Wappen und das Symbol der französischen Armee ist. Das ginge also nur, wenn der Hahn als Gefangener dem Zuge vorangetragen würde.“ „Gut“, meinte Sandvoß, „dann will ich es schon machen!“

Nach kurzem erscheint er wieder mit seinem prunkhaft und trübselig ausstaffierten Hahn, und dieser trägt einen Zettel vor der Brust mit der Inschrift: „Der gefangene gallische Hahn!“ So trägt also Sandvoß auf hoher Stange den 32-pfündigen Hahn als Symbol des großen Gefangenen von Sedan unter allgemeiner Heiterkeit beim festlichen Auszuge der Schulen voran, und, um die symbolische Handlung zu vollenden, schreitet vor ihm mit blumengeschmücktem Siegesstabe ein Bürger der Stadt, der allgemein den Beinamen „der Preuße“ führte.