2025 | 100 Jahre Gymnasium Petershagen

Das Städtische Gymnasium Petershagen feiert am 5. April in einem Festakt sein 100-jähriges Bestehen.

In der Zeit von 13 bis 16 Uhr erwarten Sie auf dem Schulgelände zahlreiche Aktivitäten. 

Die Ortsheimatpflege Petershagen präsentiert im Erdgeschoss des A-Traktes in Kooperation mit Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums eine umfangreiche Ausstellung zur Schulgeschichte.

Das Ausstellungsmodul der Ortsheimatpflege erweitert das historische Panorama um eine Darstellung des königlich-preußischen Lehrerseminars, der Vorgängerinstitution des heutigen Gymnasiums. 

Neben zahlreiche Displays zur Schulgeschichte, die die Wegmarken der regionalen Entwicklung aufzeigen, treten Exponate aus der Zeit des Biedermeiers bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein. 

Dabei werden die Publikationen der Petershäger Schulreformer ebenso präsentiert wie Reproduktionen der staatlichen Gründungsdokumente aus dem Jahr 1925. Das Ausstellungsmodul setzt sich aus privaten Leihgaben und Materialien der Ortsheimatpflege zusammen. 

Link: Schuljubiläum Gymnasium Petershagen

 

Oben: Schüleraktivitäten im Schuljahr 2024/25
100 Jahre Gymnasium Petershagen

Zur Neuordnung der regionalen Schullandschaft 1922-1974

Aufbauklassen (1922)
Aufbauschule (1925)
Deutsche Oberschule (1928)
Aufbaugymnasium (1955)
Gymnasium ab Klasse 5 (1970)
Städtisches Gymnasium (1974)

Die vielschichtige und heterogene Bildungspolitik der Weimarer Republik führte zwischen 1922 und 1928 zu einer schrittweisen Neustrukturierung der Schullandschaft, die besonders durch die Richert’sche Reform von 1924 geprägt wurde. Ziel dieser Reform war die Vereinheitlichung des Schulwesens sowie die Schaffung einer durchlässigeren Schulstruktur. Sie endete bei uns 1928 mit der Anerkennung einer „Deutschen Oberschule in Aufbauform“.

Bereits seit 1922 waren drei sogenannte Aufbauklassen eingerichtet worden, die ab dem 1. April 1925 zur Legitimation einer „höheren Lehranstalt (Aufbauschule) in Entwicklung“ führten. Diese Schulform entstand zeitgleich mit der Schließung des Preußischen Lehrerseminars (1792/1831) sowie der damit verbundenen oder konkurrierenden Einrichtungen – der Präparande (1823) und der Rektoratsschule (1889). Parallel dazu wurde der Bau einer neuen Volksschule (1926) erforderlich, da die Seminar-Übungsschule (1847/1876) die Funktionen der Volks- und Stadtschule übernommen hatte und mit dem Seminar entfiel.

Das Jahr 1925 gilt daher als Beginn der jüngeren Schulgeschichte in Petershagen, obwohl an diesem Standort bereits seit dem 18. Jahrhundert bedeutende Bildungseinrichtungen bestanden und nachfolgten – zuletzt das „Städtische Gymnasium Petershagen“, das am 1. Januar 1974 im Zuge der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen seine heutige Gestalt annahm.

Der preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung erkannte mit Verfügung vom 2. Dezember 1924 die staatlichen Aufbauklassen in der Provinz Westfalen – darunter auch jene in Petershagen – als „höhere Lehranstalten (Aufbauschulen) in Entwicklung“ an. Das Provinzialschulkollegium Münster sandte am 24. Dezember 1924 eine Abschrift zur Kenntnisnahme nach Petershagen, mit Wirksamkeit zum 1. April 1925.

Der letzte Direktor des Lehrerseminars, Studiendirektor Kurt Bonsac, übernahm zunächst die Leitung und führte die Einrichtung nach der Auflösung des Seminars bis zum 31. März 1926 weiter. Eine eigene Direktorenstelle wurde erst Ostern 1926 geschaffen und dem Germanisten, Historiker und Theologen Dr. Wilhelm Kinghorst (1877-1947) übertragen. Da dieser jedoch noch ein Jahr lang beim Provinzialschulkollegium in Münster tätig war, führte Studienrat Paul Drees die Leitungsgeschäfte. Kinghorst trat sein Amt am 1. April 1927 an.

Mit Ministerialerlass vom 14. Oktober 1925 erhielt die Aufbauschule den Namen „Vormbaumschule“. Namensgeber war Friedrich Wilhelm Vormbaum (1795–1875), ein bedeutender Schulreformer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Seine Verdienste als Bildungsreformer, Reiseschriftsteller und Historiker sind in Westfalen bis heute nur unzureichend gewürdigt worden. Der Ministerialerlass zur Namensgebung wurde nie aufgehoben.

Uwe Jacobsen, im Februar 2025