2022 | Robert Schwalm (1845-1912)

Der Komponist Robert Schwalm (1845-1912) ist ein Bruder des Seminar-Musiklehrers Adolf Schwalm (1861-1947), der von 1891-1907 am Lehrerseminar in Petershagen wirkte. Eine Gratifikation verzeichnet wichtige Abschnitte seines Lebens.

GRATIFIKATIONSURKUNDE AUS KÖNIGSBERG

Professor ROBERT SCHWALM

Kgl. Musikdirektor KÖNIGSBERG i. Pr.

Im Jahre 1900 konnte der Königsberger Sängerverein das 25jährige Dirigenten-Jubiläum seines kunstverständigen, musikalischen Leiters Professor Robert Schwalm feiern. Die dem Künstler dargebrachten Ehrungen sind in Anbetracht seiner grossen Verdienste um das Königsberger Musikleben im speziellen, sowie um die Ton- und Gesangeskunst im allgemeinen nicht anders als vollberechtigt. Wir hoffen, das Interesse aller Musikliebhaber zu vertreten, wenn wir in Nachstehendem einige Mitteilungen aus dem Leben dieses allseitig anerkannten Künstlers folgen lassen.

Robert Schwalm wurde am 5. Dezember 1845 in Erfurt geboren und erhielt seine erste musikalische Ausbildung von dem Pflughaupt’schen Ehepaare in Weimar; durch dieses wurde er auch bei Liszt eingeführt, der sich aufs lebhafteste für ihn interessierte. Später besuchte Schwalm das Konservatorium in Leipzig, woselbst er zwei Jahre hindurch mit grösstem Eifer unter Richter, Papperitz, Moscheles, Wenzel und Reinicke seinen Studien oblag. Sein hervorragendes Kompositionstalent, das sich schon sehr früh bei ihm bemerkbar machte, gelangte hier in Leipzig zu vollster Blüte. Seine Leistungen, noch während seiner konservatoristischen Studien waren so ausgezeichnete, dass er bei seinem Abgange im Jahre 1870 den ersten Preis des Instituts erhielt.

Noch im selben Jahre übernahm Schwalm die Leitung der „Liedertafel“ und des „Neuen Gesangvereins“ zu Elbing, eine Stellung, in der er fünf Jahre verblieb, um dann 1875 nach Königsberg überzusiedeln, wo er Dirigent des „Sängervereins“ und 1882 auch der „Musikalischen Akademie“ wurde. Hier entwickelte Schwalm eine äusserst rege und erspriessliche Thätigkeit und errang sich in kurzer Zeit die Sympathien und das Wohlwollen der sangesfreudigen Königsberger. Im Jahre 1881 erhielt er auf Grund seines musikalischen Wirkens den Titel „Königlicher Musikdirektor“, 1894 wurde ihm die Stelle eines Organisten an der Altstädtischen Kirche übertragen und im Jahre 1897 wurde ihm gelegentlich des fünfzigjährigen Stiftungsfestes des Sängervereins der Professortitel verliehen.

Seinem reichen musikalischen Wissen und seinem zur schönsten Blüte ausgereiften Können hat der Künstler in der Schöpfung zahlreicher Musikwerke beredten Ausdruck gegeben. Schwalm’s sämtliche Kompositionen zu besprechen, würde zu weit führen, auch sind sie in der musikalischen Welt genügend bekannt und werden nicht nur in der Heimat, sondern auch in den fernsten Weltteilen aufgeführt. Von seinen Werken, deren bis jetzt über 100 im Druck erschienen sind, wollen wir nur als am meisten der Beachtung würdig anführen: seine Oper „Frauenlob“, welche am 6. Dezember 1885 am Leipziger Stadttheater unter Arthur Nikisch, von letzterem selbst einstudiert und mit nur ersten Kräften der damaligen Saison besetzt, in würdiger Weise erstmalig in Scene ging und dem Komponisten reiche Erfoge brachte, ferner die Kompositionen „Marientanz“, „Jägerlied“, „Psalm 90“, „Mila“, für Männerchor, Soli und Orchester, „Trinklied“, eine „Orchestersuite“, die mit grösstem Erfolge von Königsberger Kapellen zur Aufführung gelangte, ein „Violinenkonzert“ und viele andere.

Robert Schwalm erfreut sich hier in Königsberg des Rufes eines ganz ausgezeichneten Musikers und vorzüglichen Dirigenten und geniesst in bedeutendem Maasse [sic] die Liebe und die Verehrung des Publikums und aller Fachkreise, sowie die höchst lobende Anerkennung der Presse. Es wäre den Königsbergern zu wünschen, dass ihnen diese wertvolle, hochzuschätzende Kraft noch recht lange erhalten bleiben möge.

(Sammlung Uwe Jacobsen)

 

2022 | Zur Genealogie der Familie Schwalm
2022 | Prof. Dr. med. Horst Wilhelm Gottlieb Schwalm (1904-1977)

Der Königsberger Komponist Robert Schwalm (1945-1912)
auf einer Heliogravüre etwa aus dem Jahr 1900.

Gratifikation des Königsberger Sängervereins und der Musikalischen Akademie für den Komponisten Robert Schwalm (1945-1912).