Nr. 281 | Der Besselsche Burgmannshof in der Neustadt

Dr. Karl Großmann (1896-1981)

Die Burgmannshöfe und Freien Häuser in Petershagen
Stadtarchiv Petershagen | Typoskript 1937

Die adligen Burgmannshöfe
Der Besselsche Burgmannshof in der Neustadt

Der Ursprung des zweiten Besselschen Burgmannshofes in der Neustadt auf den Gelände des heutigen Rehlingschen Gartens an der Ösper lässt sich ge­nau so weit zurückverfolgen wie das Gut auf der Altstadt. 

Nördlich der Ösper, auf einem Gebiet, das noch zum unmittelbaren Schloss­bereich gehörte, hatte um 1550 Arndt Humke eine kleine Besitzung. Seiner Witwe Gesche Vischering wurde im Jahre 1561 durch den Bischof Georg ein Hundestall, der zwischen Johann Ankums und Johann Herdehorsts Häusern lag, geschenkt. Ein Jahr später wurde dem Zollschreiber Ankum zur Erweiterung seiner Besitzung ebenfalls ein Stall geschenkt. Diese Schenkungen erklären sich wohl daraus, dass gerade damals durch Umsiedlung eines Teiles der bis­herigen Schlossbewohner in die Vorstadtsiedlung der Beutelei für die Wirt­schaftsbetriebe des Hofes anderweitig Platz gewonnen worden war.

1564 verkaufte Ankum seinen Besitz an den damaligen Kanzler des Bistums Jobst Spiegelberg für 115 Taler. Doch erwies sich die Wohnung sehr bald als zu klein, zumal weder Platz für Pferde und Kühe, noch für Heu und Stroh vorhan­den war. Infolgedessen kaufte der Bischof Hermann auch noch die benachbarte Hausstätte des Heinrich Hummecke, früher Arndt Humke, an und vereinigte sie mit der Kanzlerwohnung, so dass diese nun nach den Wünschen des Kanzlers ausgebaut werden konnte.

Nach dem Tode des Kanzlers, der mit Margarethe von Klencke verheiratet war, fiel die Besitzung an die Gebrüder Arndt, Ludolf und Curt von Klencke. Diese verkauften den Hof im Jahre 1598 an den Bischof Anton für 800 Taler, damit er nun als Dienstwohnung für den jeweiligen Kanzler dienen solle. Die dazu nöti­gen Gelder hatte der Bischof sich auf dem Landtage von Lübbecke am 26. Juli von den Ständen angefordert.

Da das Kanzleramt zunächst in der Familie von Bessel erblich blieb, kam diese in den Besitz des Hofes. Sie dürfte ihn später wohl meist vermietet haben, da sie selbst das Gut in der Altstadt bewohnte. Ein Versuch, aus den beiden Höfen zwei getrennte Burgmannshöfe zu machen, um zwei Söhne darauf unterzu­bringen, wurde von der brandenburgischen Regierung abgelehnt.

Mit den andern Besitzungen kam auch dieser Hof an den Amtmann von Schüttorf, der ihn im Jahre 1834 zusammen mit der Meierei Mariahöh und den Resten des Gutes Alteburg bei Friedewalde für 31000 Taler zum Verkauf an­bot. Man hatte diesem Hofe, der damals neu umgebaut worden war, von dem andern Petershäger Grundbesitz 127 Morgen Land zugelegt.

Als Käufer fand sich der Hannoversche General-Auditeur Rudolf Dietrich Grie­sebach. Seine Erben verkauften das Haus am 28. Juni 1850 an den Dr. med. Friedrich Lauffer. Von seiner Witwe kaufte ihn 1886 der Müller Wüsteney aus Ovenstädt. Im Jahre 1917 erwarb der Bauer Rehling den Hof und ließ ihn im Jahre 1918 abbrechen. Dem Abbruch fiel auch der alte Kastanienbaum zum Opfer, der vor dem Hause gestanden hatte. Ein Stein aus der Öspermauer, die um 1670 gebaut worden war, befindet sich heute auf der Nordseite des Heldenhains. Seine Inschrift gibt Namen und Wappen der Erbauer an.

(Quellen: Stadtarchiv Petershagen, Nachlass Großmann, Typoskript 1937, Die Orthographie folgt dem Original. Großmann, Karl: Die Burgmannshöfe und Freien Häuser in Petershagen. In: Mindener Jahrbuch Bd. 9 (1937/38), S. 161-182. Monumenta germaniae historica URL: https://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a144197.pdf)

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Abb. oben: Dr. Karl Großmann: Zeichnung. Lageplan. Die Burgmannshöfe und freien Häuser in Petershagen (1937). 

Vermutete Bildbelege des Hofes. Quelle: Wilhelm Seele (1929-2019). Denkmalbeauftragter der Stadt Petershagen.

Der Besselsche Stein aus der Öspermauer befindet sich heute in einer Nische der Jugendherberge. 

Der Rehlingsche Garten in der Neustadt, Standort des ehemaligen Hofes. Heute zum Teil durch das Geschäftshaus Kuhlmann überbaut.