Nr. 290 | Der Wehkingsche Burgmannshof
Die Burgmannshöfe und Freien Häuser in Petershagen
Stadtarchiv Petershagen | Typoskript 1937
Die übrigen Freihäuser.
Der Wehkingsche Hof in der Fischerstadt.
Obwohl für den Wehkingschen Hof in der Fischerstadt noch im Jahre 1819 die Burgmannsgerechtigkeiten beansprucht und auch zunächst anerkannt wurden, lässt sich vorläufig nur das eine nachweisen, dass er als Freies Haus angesehen wurde.
Seinen Ursprung hat dieses Recht wohl darin, dass in der Zeit, als die brandenburgische Regierung des Bistums ihren Sitz in Petershagen hatte, der aus Bielefeld stammende Advocatus fisci Dr. Henrich Bünning Besitzer des Hofes war. Als Beamter war er steuerfrei. Irgendwelche Burgmannsrechte hat er nie beansprucht. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte der Obersteuereinnehmer Hedemann, der eine Nagels Tochter zur Frau hatte, den Hof zuerst gemietet, dann wohl gekauft. Sein Nachfolger im Amte und anscheinend auch im Besitz des Hofes wurde der Inspektor Gelshorn, der sich in der Schlacht bei Todtenhausen besonders ausgezeichnet hat. Dieser starb im Jahre 1790.
Um die Jahrhundertwende, als in Petershagen Teile des Regimentes von Schladen in Garnison lagen, hatte der Obristleutnamt v. Bärenstein den Hof in Besitz. Er verkaufte ihn im Jahre 1802 an den Acciseinspektor Samuel Ludwig Feige. Nach dessen Tode (1813) hat das Haus in den ersten Jahren den Besitzer öfters gewechselt. 1817 hatte es der Verwalter des Besselschen Hofes Heinrich Wulbrand für 1200 Taler gekauft. Zwei Jahre später verkauft er den Hof mit einem Gewinn von 400 Talern an den Oberförster Carl v. Dankwerth zu Wietersheim, der ihn in dem gleichen Jahre an den Bäcker Georg Kaup aus Minden weitergibt. Im Jahre 1843 tauscht dieser mit dem Gerichtsaktuar August Sander, der ihm dafür das Haus Nr. 298 überließ, aber außerdem noch 1000 Taler dazu legen musste.
Von der Witwe Sanders hat der Schiffer Friedrich Wehking vor etwa 50 Jahren den Hof gekauft, der auch heute noch im Besitz der Familie ist.
(Quellen: Stadtarchiv Petershagen, Nachlass Großmann, Typoskript 1937, Die Orthographie folgt dem Original. Großmann, Karl: Die Burgmannshöfe und Freien Häuser in Petershagen. In: Mindener Jahrbuch Bd. 9 (1937/38), S. 161-182. Monumenta germaniae historica URL: https://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a144197.pdf)
Abb. oben: Dr. Karl Großmann: Zeichnung. Lageplan. Die Burgmannshöfe und freien Häuser in Petershagen (1937). Die Bezifferung der Karte folgt nicht der Systematik des Artikels. 1. Hiddenser Hof, 2. Besselscher Hof (Altstadt), 3. Besselscher Hof (Neustadt), 4. Hempellscher Hof, 5. Mülbescher Hof, 6. Gadenscher Hof, 7. Vethakescher Hof, 8. Reformiertes Freihaus, 9. Wehkingscher Hof, 10. Scheringscher Hof.
Der Wehkingsche Burgmannshof im Zentrum der Fischerstadt.