Nr. 283 | Der Mülbesche Burgmannshof
Die Burgmannshöfe und Freien Häuser in Petershagen
Stadtarchiv Petershagen | Typoskript 1937
Die alten Burgmannshöfe
Der Mülbesche Burgmannshof, heute die katholische Pfarre
Obwohl auch der Mülbesche Hof sicherlich zu den ganz alten Höfen gehört, lassen sich seine Besitzer auch erst von 1600 ab genauer feststellen. Zu dieser Zeit gehörte er schon nicht mehr den alten Adelsfamilien, die früher Inhaber der Burgmannshöfe gewesen waren, sondern es war schon ein Mitglied der Verwaltung, der Amtmann Johann Hinrichking, dem der Bischof Christian am 16. März 1608 den Hof übertrug. Der Amtmann hatte es schon vorher verstanden, viele Güter teils durch Kauf, teils durch Schenkung an sich zu bringen.
Hinrichking kam später als Amtmann nach Hausberge. Doch lässt infolge Fehlens der Nachrichten aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges nicht mehr feststellen, auf welche Weise der Hof an die Familie Hast gekommen ist, die zuerst im Jahre 1650 genannt wird. Besitzer war der schwedische Rittmeister Georg Hast, der in diesen Jahre für seine Frau einen Kirchensitz kaufte. 1652 wird er als Obrister Wachtmeister, 1657 als Obrister Leutnant bezeichnet. 1670 ist er, erst 56 Jahre alt, gestorben; seine Witwe hat ihn noch 32 Jahre lang überlebt.
Nachfolger dürfte der einzige Sohn Georg Wulbrand gewesen sein, der als Major um 1700 in Petershagen in Garnison stand und später mit dem Titel Obristleutnant entlassen wurde. Er ist wohl auswärts gestorben; seine Witwe ließ sich in Petershagen nieder und starb dort 1724.
Eine Tochter hatte im Jahre 1714 den Leutnant Albrecht Bernhard von der Mülbe geheiratet, der 1740 als Hauptmann im Regiment Prinz Dietrich von Anhalt in Bielefeld oder Herford in Garnison stand. Er war damals schon im Besitze des Burgmannshofes, ist aber auch auswärts im Jahre 1749 gestorben.
Ein Jahr vorher hatte die älteste Tochter Christina Franziska den Pfarrer von Dankersen Friedrich Wilhelm Zelle, der schon zweimal verheiratet gewesen war, geheiratet. Auf ihn ging der Besitz des Hofes über. Da er ihn nicht selbst beziehen konnte, waren die Wohnungen vermietet.
Sein Nachfolger sowohl in Dankersen wie auch im Besitz des Burgmannshofes, wahrscheinlich auch sein Schwiegersohn war der Pfarrer Völcker, der von 1756 – 1760 in Petershagen als Rektor tätig gewesen war. Durch ihn kam der Hof schließlich in den Besitz der Familie Gaden, der schon der benachbarte Burgmannshof gehörte.
Die Gadenschen Erben boten den Hof im Jahre 1797 in einer Anzeige zum Verkaufe an, auf dem damals Hypotheken in Höhe von etwa 1500 Talern ruhten. An Grundbesitz hatten 1758 allerdings schon 42 Morgen zu dem Hofe gehört. Er wurde wohl zum größten Teil von der Familie v. Bessel angekauft.
Das eigentliche Hofgrundstück erwarb der Kaufmann Koch, der es weiter an den Kaufmann Wullbrand verkaufte. Im Jahre 1832 erwarb der Kaufmann Springmann den 155 Quadratruten großen Besitz für 1035 Taler, um darauf eine Zichorienfabrik anzulegen. Die Hoffnung, durch dieses Unternehmen der zum Teil arbeitslosen Bevölkerung der Stadt Beschäftigungsmöglichkeit zu geben, erfüllte sich auf die Dauer nicht. Denn schon 1837 musste den Springmann den Hof abgeben, und zwar mit einem Verlust von 300 Talern. Die folgenden Besitzer wechseln so rasch, dass sie hier nur kurz genannt seien: Verwalter Heinrich Gerberding, Bezirkssteuerempfänger Leutnant Ernst Wömpner und Kaufmann Carl Wilhelm Brüggemann, der in einer Zwangsversteigerung 1200 Taler für den Hof zahlte. Er verkauft ihn im Jahre 1855 an die katholische Domkirche zu Minden weiter, der er heute noch als Pfarrhause für die damals eingerichtete Gemeinde von Petershagen dient.
(Quellen: Stadtarchiv Petershagen, Nachlass Großmann, Typoskript 1937, Die Orthographie folgt dem Original. Großmann, Karl: Die Burgmannshöfe und Freien Häuser in Petershagen. In: Mindener Jahrbuch Bd. 9 (1937/38), S. 161-182. Monumenta germaniae historica URL: https://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a144197.pdf)
Abb. oben: Dr. Karl Großmann: Zeichnung. Lageplan. Die Burgmannshöfe und freien Häuser in Petershagen (1937).
Mülbescher Burgmannshof (1886).
Parzelle des Mülbeschen Burgmannshofes (1960er-Jahre)